125 Jahre Obstbauverein Bad Vilbel e. V.
Nach mannigfachen Bestrebungen zur Hebung des Obstanbaues in Oberhessen gab eine Obstbauausstellung im Oktober 1888 den Anstoß zur Intensivierung dieses damaligen Erwerbzweiges und zur Gründung von Obstbauvereinen. Es wurde anerkannt, dass Gebiete der Wetterau durch Lage, Klima und Bodenverhältnisse für einen erfolgreichen Obstanbau bestens geeignet sind.
Das Ausstellungskomitee in Butzbach gab am 13. Januar 1889 den Anstoß zur Gründung eines Obstbauvereins, der die gesamte Wetterau umfassen sollte. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Obst- und Gartenbauverbandes des Wetteraukreis, aber auch vieler Ortsvereine in der Wetterau.
Bereits kurz nach der Gründung des Wetterauer Obstbauverbandes wurde in Bad Vilbel bei einer Beteiligung -89- Gründungsmitgliedern der Bad Vilbeler Obstbauverein aus der Taufe gehoben.
Quelle: https://machinatemporis.de/Obstbaumformen-Holzstich-1891
Gründungsvorsitzender wurde Georg Kalbhenn, der dem Verein bereits in den ersten Jahren die Aufgabenstellung vermittelte und den Obstbau in Bad Vilbel aus den Anfängen heraus zur Blüte führte.
In den ersten sechs Jahrzehnten bis 1944 standen dem Verein die Bad Vilbeler Bürger Georg Kalbhenn, Georg Esselborn, W. Lamp, Heinrich Fink, Wilhelm Hinkel und Wilhelm Klöß vor. Leider sind viele Unterlagen aus diesen Jahrzehnten durch die Wirren des 2. Weltkrieges verloren gegangen.
Den Vorsitzenden der ersten sechs Jahrzehnte gebührt unser Dank, sie haben dem Verein viele Impulse gegeben. Die ersten Mitglieder des Vereins bewirtschafteten ihr Obstbaugebiet vorwiegend auf den schön gelegenen Hängen des Bad Vilbeler Niederberges und des Heilsberges, die heute überwiegend neuen Wohnbaugebieten gewichen sind.
Schon in den ersten Jahren wurde neben dem Massenertragsanbau für die Kelterei dem Qualitätsobstanbau von Tafeläpfeln großes Augenmerk gewidmet. Dazu dienten Obstausstellungen mit Prämierungen auf Orts- und Kreisebene, auf denen die Vereinsmitglieder stets hervorragende Ergebnisse und Preise erzielen konnten. Zu erwähnen ist auch, dass die seinerzeit sehr angesehene Baumschule der Gebrüder Sießmayer in Bad Vilbel dem Obstbauverein mit guten Ratschlägen und neuen Ideen geholfen hat. Diese Firma war bereits um 1890 führend in der Züchtung von Zwergbäumen und Formobstbäumen, für die sie damals Ehrenpreise erzielte.
In den dreißiger Jahren stellte Bad Vilbel bereits mehrere geschulte Baumwarte. 1946 übernahm Wilhelm Körber, Baumwart und Feldschütz, den Vorsitz, bis 1971, ein Jahr vor seinem Tode. Er wird dem Verein wegen seiner besonderen Leistung und seiner unermüdlichen Initiative unvergessen bleiben. Unter seiner Leitung wurde mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer Frankfurt nach dem Beginn der Besiedlung des Niederberges in den 50er Jahren eine neue große Erwerbsobstanlage mit 1250 Bäumen auf dem Gelände zwischen Auferstehungskirche und Bad Vilbeler Wald geschaffen, die 1957 zum Abschluss gebracht werden konnte. Damaliger Obstbaubestand in der Gemeinde Bad Vilbel 17 000 Bäume.
Der Verein erstand selbst ein Grundstück von 4400 qm, auf dem Neuzüchtungen und Schnittformen erprobt werden konnte. Ferner gelang es Wilhelm Körber, eine Maschinen-, Dünge- und Pflanzenschutzgemeinschaft zu gründen und zu führen. Heute prägt diese Anlage mit ihren Auswirkungen auf die gesamte Gebietsbewirtschaftung diesen für Bad Vilbel wertvollen Naturraum mit hohem ökologischen und Freizeitwert. Die Leistungen von Wilhelm Körber wurden durch seine Ernennung zum Ehrenvorsitzenden gewürdigt. Ihm folgte Werner Ochs 1971 bis 1983, heute Ehrenmitglied. Dem Verein gehörten 81 Mitglieder an.
Von außen wurde der Verein insbesondere durch Karl Meißner, Kreisobstbauberater und über 30 Jahre Geschäftsführer des Kreisbauverbandes gefördert. Er hat dem Verein durch unzählige Vorträge und Lehrschnitte sowie bei der Erstellung der Obstanlage über dem Dritteil wertvolle Hilfe geleistet. Auch ihm gilt unser großer Dank. Karl Meißner hat das Verdienst, sich schon früh neben den ökonomischen Zielen und produktionstechnischen Voraussetzungen für den Erwerbsobstanbau, auch für den naturnahen Obst- und Gartenbau eingesetzt zu haben. Seine Arbeit war sowohl der Erstellung von Gemeinschaftsobstanlagen, wie auch der Dorfverschönerung, dem Streuobst und dem Vogelschutz gewidmet.
Im Jahre 1983 wurde Dr. Hans-Hermann Freese zum 1. Vorsitzenden gewählt. Mit der Wahl von Dr. Freese änderte sich auch die Vereinspolitik. Von da an stand nicht mehr der Verkauf von Äpfeln im Vordergrund, sondern die Natur. Indem sie auf die Bedeutung der Streuobstwiesen für die Fauna und Flora hingewiesen haben, hätten sie wieder das Interesse für die Arbeit des Vereins wecken können. Durch das Engagement von Dr. Freese haben sich die Zahl der Mitglieder seit 1989 verdoppelt.
Heute zählt der Verein 180 Mitglieder. Im November 2014 feierte der Verein sein 125-jähriges Bestehen im Kultur- und Sportzentrum Dortelweil. Dr. Freese gab im Jahre 2015 sein Amt als Vorsitzender ab. er begründete dies mit den Worten „da müssen jüngere ran, damit auch neue Ideen kommen“. Dr. Freese wurde 2016 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Dr Hans-Hermann Freese verstarb im Oktober 2016 im Alter von 86 Jahren.
Auch in Bad Vilbel ist der intensive Erwerbsobstanbau bei vielen Mitgliedern des Vereins heute nicht mehr das vorrangige Ziel. An seine Stelle ist heute vielfach das Hobby, die Freizeitgestaltung in Liebe zur Natur und für die Pflege und Erhaltung der Natur getreten. Der Verein bemüht sich seinen Mitgliedern durch Vortragsabende, Feldbegehungen und Lehrfahrten in andere Gebiete und zu Forschungsanstalten sowie durch Schnittlehrgänge neues Wissen zu vermitteln.
Unserem Verein gehören viele ältere Mitglieder an. Unser großer Wunsch geht dahin, auch jüngeren Bad Vilbeler Bürgern das Interesse am Obstbau vermitteln zu können, damit auch nach weiteren 125 Jahren unsere Stadt im Frühjahr von einem Blütenmeer umgeben ist und das Landschaftsbild und das Ökosystem verbessert wird oder wenigstens erhalten bleibt.
Die ersten Früchte haben wir bereits im Bezug auf unsere jungen Mitglieder eingebracht. Seit Januar 2018 halten vier junge Mitglieder im Alter von 19 – 23 Jahren ihre Urkunden in den Händen. Die vier Nachwuchsmitglieder des Obstbauverein Bad Vilbel (OBV) sind »Zertifizierte Landschaftsobstbauer". Das Quartett drückte in seiner Freizeit ein »Baum Jahr" lang bei Josef Weimer im Bergen-Enkheimer Main-Äppel-Haus die. Schulbank. Die theoretische und praktische Ausbildung in mehreren Modulen umfasste 108 Unterrichtseinheiten.
Peter Beltz
1. Vorsitzender
Jugendliche
Förderung des Interesses am Obstbau bei jungen Mitgliedern.
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